Zurück nach Deutschland, nein danke
Als ich 2007 als kleiner Softwareentwickler aus Deutschland in die Schweiz gegangen bin, hatte ich das für einen kurzen Arbeitsaufenthalt gehalten. Nach inzwischen 18 Jahren in der Schweiz, werde ich nicht wieder nach Deutschland zurückkehren.
Es gibt eine Vielzahl an Gründen, aber der schwerwiegendste ist: Eine Rückkehr nach Deutschland ist für mich der Weg in die Altersarmut.
Wenn Deutschland etwas perfektioniert hat, dann bei Angestellen so häufig Steuern und Abgaben abzuschöpfen, dass am Ende des Arbeitslebens nicht genug für einen würdevollen Lebensabend übrig ist.
Steuern und Abgaben auf den Lohn in Deutschland
Deutschland ist Vize-Weltmeister bei den Steuern vom Arbeitslohn hinter Belgien. Die Steuerbelastung in der Schweiz ist nur halb so hoch. Es bleibt also viel mehr übrig für die eigene Vorsorge.
Andere Steuerbelastungen, wie die absurd hohe Mehrwertsteuer von 19% in Deutschland, tun ihr übrigens den Arbeitslohn indirekt noch weiter zu schmälern. Man bleibt etwas fassungslos zurück, wenn man das mit den 8.1% Mehrwertsteuer in der Schweiz vergleicht.
Und über den Gemischwarenladen aus Steuern für Strom von rund 32% oder Benzin von rund 60% in Deutschland will man gar nicht erst reden. Laut Bund der Steuerzahler nimmt sich der deutsche Staat durch eine Vielzahl von Steuern rund 53% des Gehalts eines Arbeitnehmers.
Deutschland: Stabil in die Altersarmut
Das Konzept der umlagefinanzierten Rente bestraft alle nach den Babyboomern geborenen Jahrgänge (Gen X, Gen Y, Gen Z). Selbst bei maximaler Einzahlung über die maximale Dauer bleibt nicht genug übrig, um eine halbwegs zentral gelegene Mietwohnung in einer Grossstadt zu finanzieren.
Dazu kommt, dass heutzutage fast niemand ausserhalb einer Beamtenlaufbahn die maximale Dauer der Renteneinzahlungen erreichen kann. Moderne Jobs sind nicht stabil und Menschen werden krank. Das wiederrum führt zu Lücken bei der Einzahlung. Über die körperlich anspruchvollen Jobs im Gesundheitswesen, im Servicebereich oder im Handwerk will ich gar nicht erst reden. Hier sind die Leute in den 50ern bereits körperlich reif für die Rente.
Somit wird kaum jemand die maximale Einzahldauer mit maximaler Einzahlung überhaupt schaffen.
Deutschland: Rentenversicherung auf Abwegen
Bei alledem kommt obendrauf, dass die Rentenversicherung schon jetzt nicht genug Geld von der Arbeitnehmerschaft bekommt, um alle Rentner auszuzahlen. Die Rentenversicherung muss aus Steuereinnahmen alimentiert werden. Wenn alle Babyboomer in Rente sind, dann fehlen nicht nur Millionen von Einzahlern, sondern kommen eben diese Millionen als neue Rentner dazu. Und sie wollen alle ihre Rente haben.
Langfristig kann man das nur finanzieren, wenn es weniger Rente gibt, höhere Beiträge erhoben werden und ein späteres Renteneintrittsalter eingeführt wird.
Das spätere Renteneintrittsalter ist eine besonders perfide Senkung der Rente, denn ab Mitte 50 wird es schwer überhaupt einen gut bezahlten Job auf dem Arbeitsmarket zu finden. Dadurch werden unweigerlich Zeiten von Arbeitslosigkeit erzeugt, die wiederum den Rentenanspruch senken. Schlimmstenfalls bleibt nur der Weg in die Frühverrentung, bei der wiederum grössere Abschläge auf die Rente vorgenommen werden.
Das bedeutet für meine Generation und alle jüngeren: viel einzahlen und viel weniger rausbekommen als heute.
Deutschland: Private Vorsorge wird bestraft
Als naheliegende Antwort auf das Versagen dieser Form der staatlichen Altersvorsorge kommt natürlich die private Altersvorsorge in Frage. Diese wird aber in Deutschland durch die Kaptialertragssteuer abgestraft.
Wer in Deutschland für sein Alter an der Börse vorsorgen will, der muss nicht nur hochkomplexe Berechnungen seiner Depotbewegungen an das Finanzamt senden, sondern darf auch nur Gewinne von 1000 Euro pro Jahr steuerfrei beziehen. Alles, was darüber hinaus geht wird erstmal mit 25% versteuert.
Die Absurdität dabei ist, dass dieses Geld bei Normalo Arbeitnehmern bereits versteuert wurde. Wer also privat für das Alter vorsorgen möchte, der wird für die kleinsten Erfolge bereits durch Kapitalertragssteuer abgestraft.
Der Freibetrag von 1000 Euro pro Jahr ist lächerlich niedrig und wird leider weder an Inflation, Rentenniveau oder allgemeines Lohnniveau angepasst.
Schweiz: Säule 3a Konzept der Schweiz für die Rente
Die Altersvorsorge in der Schweiz kennt 3 Säulen. Die dritte Säule ist die private Vorsorge, die ich dem vorangegangen Kapitel über private Altersvorsorge in Deutschland gegenüberstellen möchte.
In der dritte Säule kann man unter dem Sammelbegriff “Säule 3a” jedes Jahr einige tausend Franken gebunden und steuerlich gefördert auf die Seite schaffen.
Gebunden meint, dass man an das Geld erst ab 60 oder beim Erwerb von Eigentum kommt. Das Geld für die Säule 3a kann man auch in bestimmte Aktienprodukte investieren und damit echtes Wachstum über mehrere Jahrzehnte erzeugen. Als Schmankerl oben drauf kann man diese jährlichen Einzahlungen in der Steuererklärung gelten machen und damit seine Steuern reduzieren. In der Schweiz wird gefördert und belohnt, wenn man privat vorsorgt.
Die Höhe der jährlichen Einzahlungen wird regelmässig nach oben angepasst. Im Moment (2025) kann man maximal CHF 7258 einzahlen. Vor 10 Jahren waren es noch CHF 6768. Die private Altersvorsorge wächst in der Schweiz mit dem allgemeinen Lohnniveau mit.
Schweiz: Säule 3b und Steuern auf private Vorsorge
Die dritte Säule in der Schweiz ist in 3a und 3b unterteilt. Das klingt komplizierter als es ist: 3a ist gebunden und steuerlich bevorteilt. 3b bedeutet: jegliche andere Art von Investition und Vorsorge, die man sonst noch betreiben will.
Ob man dabei lieber in Aktien, Krypto oder Edelmetalle investiert, ist vollkommen egal. Hier gelten drei sehr simple Regeln, die privaten Vermögensaufbau sozial gerecht fördern.
Bei einem Privatvermögen von mehr CHF 150'000 pro Person wird jährlich eine Vermögenssteuer im Promillebereich fällig. Je mehr man hat, desto mehr gibt man in den Steuertopf.
Kaufe und verkaufe ich pro Jahr nicht mehr als meinen Depotwert, interessiert es das Finanzamt nicht. Es werden keine zusätzlichen Steuern auf mögliche Gewinne erhoben. Das erlaubt einfaches Umschichten im Depot und fördert damit auch finanzielle Verantwortung und Erfahrung des Einzelnen.
Einnahmen aus Zinsen, Dividenden oder Krypto Staking gelten als zusätzliches Einkommen. Sie unterliegen dem persönlichen Steuersatz. Für Normalo Angestellte in der Schweiz liegt der deutlich unter der deutschen Kapitalertragssteuer. Schöner Nebeneffekt: Wer von seinen Dividenden als Einkommen leben kann, wird genauso besteuert, wie jemand der für dasselbe Geld arbeitet.
Schweiz: Säule 2 Pensionskasse
Jeder Arbeitnehmer in der Schweiz zahlt monatlich in eine Pensionskasse ein. Der Arbeitgeber zahlt in der Regel diesselbe Summe nochmal oben drauf. Pensionskassen legen das Geld an und sind bemüht es zu vermehren. Den einen gelingt das besser als den anderen, aber in Regel bekommt man mehr Geld heraus als man eingezahlt hat.
Wird der Arbeitgeber gewechselt, wird das Geld aus der Pensionskasse vom vorherigen Arbeitgeber zur Pensionskasse des neuen Arbeitgebers mitgenommen.
Mein eingezahltes Geld gehört mir und wird nicht umgelegt. Möchte ich Eigentum erwerben, kann ich einen Teil des Geldes aus der Pensionskasse dafür nutzen. Es liegt allein in meiner Verantwortung mir der Konsquenzen dafür bewusst zu sein.
Am Ende meines Arbeitsleben kann ich entscheiden, was mit dem Geld in der Pensionskasse passieren soll: monatliche Rente, volle Auszahlung, Teil auszahlen und Teil Rente. Das ist alles meine Entscheidung und das finde ich richtig gut.
Schweiz: Säule 1 AHV
Der Fairness halber muss natürlich erwähnt sein, dass die Schweiz ebenfalls wie Deutschland eine Umlage-finanzierte Rente kennt. Das heisst hier AHV (Alten- und Hinterbliebenenversicherung). Diese macht aber nur einen kleinen Teil der gesamten Altersbezüge aus; Pensionskasse und Säule 3 kommen noch dazu.
Der grösste Unterschied zu Deutschland ist: Jeder in der Schweiz muss in die AHV einzahlen - auch Selbständige und Angestellte des öffentlichen Sektors. Es gibt übrigens keine Beamten in der Schweiz. Das ist nur fair und bewahrt bei der Rente vor einer Zwei-Klassen Gesellschaft, wie sie in Deutschland durch Rentner und Beamten Pensionäre gelebt wird.
Altersvorsorge: Schweiz VS Deutschland

Das 3 Säulen Konzept in der Schweiz fördert persönliche Verantwortung in der Vorsorge für das Alter. Gleichzeitig bleibt durch eine generell niedrigere Steuerlast auf den Arbeitslohn deutlich mehr Geld zur Vorsorge übrig.
In Deutschland wird durch mehrfache Versteuerung versucht das durch Umlage finanzierte Rentensystem am Leben zu erhalten. Wer privat vorsorgt, muss mehrfach versteuern. Das wiederum führt dazu, dass man bei der privaten Altersvorsorge viel zu langsam voran kommt.
So kann man in Deutschland bestenfalls 20-30% seiner Altersvorsorge auf private Vorsorge stützen. In der Schweiz ist der Anteil der private Vorsorge durch Säule 2 (Pensionskasse) und Säule 3 mit 50-70% deutlich höher.
Man kann sich bei youtube in diversen Videos durchrechnen lassen, wie wenig Rente man in Deutschland am Ende des Arbeitslebens bekommt. Rechnet man noch die Inflation davon ab, kommen einem die Tränen.
Wenn ich schon beim Thema Heulen bin. Den ganzen Komplex aus Krankenversicherung, Pflegeversicherung und steigenden Steuern auf Eigentum, traue ich mich gar nicht hier auch noch aufzurollen.
Ich komme nicht zurück nach Deutschland

Tief in meinem Herzen bin ich ein Deutscher, genauer gesagt Ossi. Ich mag Deutschland und die meisten Leute die dort leben. Aber, ich möchte nicht nach einem langem Arbeitsleben gerade genug Geld zum Überleben in einem Plattenbau am Stadtrand haben. Das würde mich in Deutschland erwarten, und deswegen kann ich nicht zurück.