Mein Leben mit Linux: langweilig und zuverlässig

Dann und wann kommt bei Bekannten oder im Büro die Frage auf: Hast du zu Hause Mac oder Windows? Meine Antwort ist dann: Linux. Im Anschluss daran entspinnt sich ein Gespräch in die Richtung, wie kompliziert Linux ist und das es nur was für Nerds ist.

Hier kommt die simple Wahrheit über Linux und mich: Linux ist langweilig und ich nehme es gar nicht wahr. Es läuft einfach, macht seine Updates und lässt mich in Frieden.

Was mache ich mit Linux

Wenn ich auf meinem Linux PC mit Linux Mint als Betriebssystem arbeite, mache ich meist “Normalo” Sachen: Textverarbeitung, Tabellenkalkulation, Bildbearbeitung und Video Games spielen.

Ein paar exotischere Aufgaben kommen von Zeit zu Zeit noch dazu: CDs / DVDs / Blurays rippen, Videobearbeitung, Audio Aufnahmen und Programmieren.

Meine an den PC angeschlossenen Geräte sind ein bunter Strauss, der über die Jahre seinen Weg auf meinen Schreibtisch gefunden hat: Microsoft Natural Keyboard, ergonomische No-Name Maus aus China, Logitec Brio 4K Webcam, Rode NT1 Studio Condenser Microphone, externe WD Elements 8TB Festplatte, ein Anker USB 3.1 Hub und ein billiger Wifi Drucker TS7451 von Canon.

Das alles schnurrt ohne irgendwelche nennenswerten Zwischenfälle seit ein paar Jahren vor sich hin.

Warum Linux anstatt Windows

Ich drehe diese Frage mal um: Was bietet mir als “Normalo” Anwender denn Windows, was ich nicht mit wenig Aufwand auf Linux bekomme? Da gibt es nichts, was mir adhoc einfällt.

Bei exotischere Aufgaben gibt es das Eine oder Andere, was Probleme machen kann: Spezielle Mikrofone und Zubehör für Content Creators, Sondertasten für aktuelle Notebooks und einige wenige Spiele wie Fortnite.

Grundsätzlich kann ich alles machen, was ich am Büro Rechner mit Windows kann. Okay, ein paar wenige Video Games laufen nicht unter Linux, aber es gibt hunderttausend Alternativen, auf die ich problemlos ausweichen kann.

Alles was ich machen will, kann ich machen. Die Applikationen bzw. Softwares heissen anders als in der Windows oder Mac Welt. Aber das erfordert bei den paar Dingen, die ich am PC anklicke kein grosses Umdenken.

Linux ist für diejenigen, die Dinge hinterfragen

Linux eignet sich hervorragend für diejenigen, die sich die Frage “Brauche ich das überhaupt?” auch in anderen Teilen des Lebens stellen. Man könnte das Vorgehen auch als lösungsorientierten Minimalsmus beschreiben.

Die Werbeindustrie ist sehr gut darin uns Applikationen oder Tools zu verkaufen ohne uns die Möglichkeit zu geben, über unsere wirklichen Bedürfnisse nachzudenken. Wir werden mit neuen Funktionen zugeschüttet, für deren Anwendung uns in der Realität meist die Zeit fehlt.

Werbetreibende haben erfolgreich erreicht, dass wir bei Textverarbeitung an Microsoft Word, bei Bildbearbeitung an Adobe Photoshop und beim Backup an Timemachine denken.

“Brauche ich das überhaupt?” ehrlich zu beantworten, macht uns wieder zu mündigen Anwendern und Konsumenten.

Neue Namen, Problem gelöst

Mein Linux hält für die meisten meiner alltäglichen Probleme am PC eine Auswahl an Lösungen vorinstalliert parat.

Wenn ich Word Dokumente einsehen will und selbst von Zeit zu Zeit einen Brief schreiben will, dann gibt es dafür Libre Office unter Linux oder Google Docs online.

Wenn ich Fotos und Screenshots bearbeiten will, dann beschränkt sich das auf Grösse verändern, Dinge wegscheiden und einen Hintergrund entfernen. Dafür gibt es z.B. Gimp und Krita unter Linux; Pixlr oder Google Photos online.

Backups werden automatisch mit Timeshift unter Linux Mint erledigt. Und wenn man mehr Flexibilität möchte, gibt es Pika Backup.

Und so läuft das eigentlich mit allen Dingen unter Linux.

Geld sparen und die Umwelt schützen

Zwei sehr schöne Nebeneffekte der Linux Nutzung erfahren meist sehr wenig Beachtung: Kostenlos und ökologisch nachhaltig.

Die meisten Applikationen und Linux selbst sind Open Source und kostenfrei. Keine Abos, ganz selten mal ein Einmal-Preis und ansonsten kostenlos. Das schont den Geldbeutel, in einer Zeit in der alles neben den Anschaffungskosten auch noch Abo-Kosten nach sich zieht.

Aber Spenden für die Softwareentwickler der Applikationen sind gern gesehen. Das ist gut fürs eigene Karma und hilft dabei, die Applikationen sicher und hübsch zu halten.

Linux ist eigentlich der Sammelbegriff für eine Vielzahl von Betriebssystemen mit derselben Software-Basis. Damit kann man für jeden noch so alten PC, Einplatinen-Computer oder ausgemustertes Smartphone ein Linux Betriebssystem bekommen.

Man muss also nicht nach wenigen Jahren einen PC ersetzen, weil einige Teile der Hardware nicht mehr unterstützt werden (Why is i7 Not Compatible with Windows 11). Mit Linux kann man die Lebenszeit von Hardware, die aus vielen Edelmetallen und aufwändig hergestellten Komponenten bestehen, massiv verlängern.

Ich bleibe bei Linux

Solange ich alles mit Linux machen kann, was ich im Alltag brauche, gibt es keinen Grund auf Windows zurück oder auf Mac zu wechseln.

Es ist grossartig alte Hardware sehr lange nutzen können, wenn sie doch immer noch problemlos funktioniert. Es ist ebenso beruhigend, dass ich dann und wann selbst Dinge an meinem PC verändern kann ,ohne das ich ein neues Betriebssystem kaufen muss.

Der Kostenfaktor ist am Ende des Tages auch nicht zu verachten. Kostenfreie Software plus extrem lange Laufzeit von gekaufter Hardware sind ein wunderbares Gesamtpaket.