Erfahrungsbericht: 12 Jahre Chromebooks
In den USA erfreuen sich Chromebooks seit über 10 Jahren grosser Verbreitung. In Europa konnten sie nie richtig Fuss fassen, obwohl sie eine günstige und zuverlässige Alternative zu klassischen Notebooks mit Windows oder zu kleinen MacBooks sind.
Chromebook kurz erklärt
Chromebooks waren in ihrer ursprünglichen Form kleine leistungsschwache Notebooks, die mit dem ChromeOS Betriebssystem nur einen Google Chrome Browser zur Verfügung stellten. Man könnte sie als spirituelle Nachfolger der Netbooks bezeichnen.
Chromebooks haben in der Regel eine lange Akkulaufzeit und sind sehr günstig - zwischen CHF 300-500 - in einfacher Ausführung.
Man benötigt einen Google Account, genauso wie für Android Smartphones. Chromebooks sind mit der Cloud synchronisiert. Kauft man ein neues Gerät, findet man alles so vor, wie man es auf dem alten Gerät hinterlassen hat.
Man kann mit Chromebooks alle Aufgaben des täglichen Bedarfs machen: Textverarbeitung, einfache Bildbearbeitung, Streaming und jede Art von Cloud Diensten. Für lokale Videobearbeitung mit z.B. Adobe Creative Cloud oder für Gaming sind Chromebooks nicht geeignet.
Über die letzten 10 Jahre gab es viele Erweiterungen am ChromeOS. Inzwischen kann man Linux Applikationen, wie z.B. Visual Studio Code, und Android Apps installieren. Reicht der Speicherplatz im Chromebook nicht aus, kann man kostengünstig mit SD-Karten mehr Speicher hinzufügen.
Erfahrungsbericht: 12 Jahre Chromebook
Im Sommer 2012, nachdem mein letztes Notebook nicht mehr brauchbar war, habe ich ein günstiges Chromebook für knapp CHF 400.- angeschafft. Die Idee eines langlaufenden Geräts, in dem nur der Browser läuft, fand ich überzeugend. Bereits in den ersten zwei Jahren wurde es “das Sofa Notebook” für schnelles Ansurfen von Webseiten und Youtube Streaming.
Mit einer Akkulaufzeit von 8-12 Stunden fand das Chromebook ebenfalls seine Rolle als Reisebegleiter. Wo Wifi vorhanden war, konnte ich einfach streamen. Für Zeiten ohne Wifi habe ich Filme oder Serien auf eine SD-Karte kopiert und sie unterwegs mit der VLC Player Android App abgespielt.
Besonders gut finde ich, dass man sich über Sicherheit keine grosse Gedanken machen muss. Das Chromebook spielt regelmässig Updates ein. Da es auf Linux basiert und sehr gut dichtgemacht ist, braucht man sich um Malware, Viren und Co nicht zu sorgen.
Mein zweites Chromebook war etwas teurer als sein Vorgänger, weil ich Linux Programme installieren wollte. Seit 2018 erlauben Chromebooks das Installieren von Linux Paketen. Das war das, worauf der Nerd in mir lange gewartet hatte. Seitdem betreibe ich mein Visual Studio Code und meinen Terminal Client direkt im Chromebook.
Bis auf Gaming kann ich inzwischen alles mit meinem Chromebook machen, wenn ich mal nicht an den PC will. Auch Peripherie stellt kein Problem dar. Drucken ist ein Kinderspiel. Das Anschliessen an meine ThinkPad Docking Station, an der ein externer Monitor, ein Rode Mikrofon und eine Logitech Brio 4k Webcam hängen, funktionierte adhoc.
Als einzigen zusätzliche Kostenpunkt ist nur Google One zu nennen. Das ist ein Cloud Abo, das ähnlich dem Apple One Abo strukturiert ist. Man braucht es nicht verpflichtend, aber für Backups des Chromebooks mit mehr Speicherplatz ist es sinnvoll. Die Kosten sind deutlich geringer als bei Apple. Ein 200GB Google One Abo kostet CHF 20.- pro Jahr. Das grosse 2TB Familien Abo, was wir in der Familie nutzen, kostet CHF 100.- pro Jahr. Das ist auf den Monat umgerecht mit CHF 8.33 weniger als die Häfte vom Apple One Abo.
Chromebox, die Desktop Alternative zum Chromebook
Es sei noch zu erwähnen, dass es eine “Desktop” Variante der Chromebooks gibt: Chromebox. Chromeboxen sind kleine, kompakte PCs mit ChromeOS und dem Chrome Browser.
Die Boxen haben drei Vorteile gegenüber den Chromebooks: Nachnutzung von bestehender Peripherie, kostengünstige Erweiterung von Arbeitsspeicher und Storage, mehr Rechenleistung.
Die Nachnutzung von bestehender Peripherie, wie Maus, Tastatur und Monitor, kann helfen den Umstieg zu erleichtern. Ich bevorzuge ergonomische Tastaturen wie das Microsoft Natural Ergnomic Keyboard 4000, was viel Platz auf dem Tisch benötigt. Ein grosser Curved Monitor ist natürlich auch angenehmer zum Bearbeiten von mehreren Dokumenten. Das geht mit der Chromebox sehr leicht.
Chromeboxen sind in der Regel leicht durch Schrauben an der Unterseite zu öffen. Günstige Chromeboxen haben sehr wenig Arbeitsspeicher und wenig Storage. Arbeitsspeicher kann man für kleines Geld dazukaufen und durch Öffnen der Box hinzufügen. Für Storage bedient man sich einer guten SD-Karte, die man einfach am Gehäuse einsteckt. Das ist alles günstiger als vergleichbare Kompakt PCs oder gar ein Mac.
Die Chromeboxen bieten mehr Rechenleistung als Chromebooks. Man kann Chromeboxen mit i5 oder i7 Chips finden. Das sind leistungsfähige Desktop Prozessoren, die mit leisen Lüftern vor sich hin schnurren. Mehr Rechenleistung bedeutet auch anspruchvollere Programme wie Video Bearbeitung mit dem Open Source Programm OneShot.
Gerade für KMU, die primär in der Cloud arbeiten, bieten sich Chromeboxen an. Sie sind sicher, günstig, leistungsfähig und können problemlos aus der Cloud wiederhergestellt werden. Im Geschäft meiner Frau, haben wir Chromeboxen seit 8 Jahren im Einsatz.